Huawei Ascend W1 Windows Phone
(14.06.2013 08:00 CET)
Nokia, HTC, Samsung, für einige Länder auch ZTE, das waren die Hersteller von Windows Phone 8 Geräten. Keine breite Palette an Anbietern, auch wenn Nokia dies mit der Menge der Modelle ein wenig wettmacht. Ein Großteil der Geräte allerdings bewegt sich im mittleren und höheren Preissegment, was hauptsächlich für die technikaffinen Anwender von Interesse ist. Wer ein einfaches Smartphone haben möchte und das Betriebssystem dabei in den Hintergrund der Entscheidung stellt, der wird auf Grund der Preise nicht unbedingt zu einem Windows Phone greifen, sondern eher in Richtung Android tendieren.
Das könnte sich jetzt ändern, denn mit dem Ascend W1 hat Huawei nun ein Windows Phone 8 auf den Markt gebracht, das deutlich unter der psychologisch wichtigen EUR 200-Grenze angesiedelt ist und in direkter Konkurrenz zum Lumia 520 als günstiges Einsteigergerät steht.
Mit seinem 4 Zoll-Display, der matten Oberfläche des Gehäuses und der breiten Kamera-Umrandung, die an eine Digitalkamera erinnert (schon von HTC beime One X als Designelement verwendet), hat Huawei schon einmal eines hinbekommen: der visuelle Eindruck erinnert nicht an ein Einsteigergerät, und auch das Anfassen des Gerätes festigt diesen Eindruck: Das Ascend W1 ist stabil, kompakt und haptisch absolut angenehm.
Die Vorderseite erinnert ein wenig an das Motorola Milestone: Unter der Displayumrandung ist noch ein Stück Plastik zu sehen, quasi wie eine Stufe. Das mag der eine oder andere Anwender als negativ sehen, für mich ist es ein Designelement, was das W1 von der Masse der Geräte abhebt. Vor allem, wenn man nicht die schwarze, sondern die blaue Variante besitzt: Da bei allen Farbvarianten das Display selbst schwarz umrandet ist, ist diese Stufe die einzige Stelle auf der Vorderseite, an der man die Farbe sieht!
Die zarte Plastikabdeckung auf der Rückseite schmiegt sich ans Gehäuse an, würde man nicht bei genauem Hinsehen den hauchdünnen Spalt erkennen, könne man fast ein Unibody-Gehäuse vermuten. Nachteil des Ganzen ist natürlich das Gefühl des Unwohlseins, wenn man diese Abdeckung abnehmen muss: Dahinter verbirgt sich neben dem wechselbaren 2020mAh Akku auch der Slot für die micro SD-Karte und der Schacht für die mini-SIM-Karte. Beim Kauf sollte man hier genau mitlesen: mini (!) SIM. Während die meisten andren Geräte, sei es Windows Phone oder anderer Systeme micro SIMs oder gar nano SIMs verwenden, wird im W1 die klassische kleine SIM-Karte verwendet. Das ist für den Umsteiger von einem älteren Telefon perfekt, muss er die Karte damit nicht tauschen lassen. Wer eine Austausch-SIM bestellt, der hat heute bei allen großen Netzbetreibern sowieso eine SIM-Karte, die in der benötigten Größe herausgebrochen werden kann. Wer aber von einem neueren Smartphone umsteigt, der schaut im ersten Moment spanisch… und sollte sich bereits im Vorfeld in einem der Internet-Versandhäuser mit einem Adapter micro- auf mini-SIM eindecken.
Huawei hat offensichtlich mehr Wert auf das Design gelegt und (richtigerweise) geschlossen, dass Akku, SIM und Speicherkarte eher selten gewechselt werden, die Abdeckung also nicht häufig gewechselt werden muss.
Im Gerät werkelt ein 1,2 GHz Dual Core-Prozessor, 512 MB RAM sind verbaut, plus ein Festspeicher von 4GB. Die Prozessorgeschwindigkeit ist für ein Einsteigergerät mehr als ordentlich, vergleicht man beispielsweise mit dem Lumia 720, das mit einem 1GHz-Prozessor ausgestattet ist. In der Summe ist die Prozessorgeschwindigkeit sowieso ein wenig nachgelagert: Windows Phone 8 als Betriebssystem ist von der Architektur her so schlank, dass im System selbst keine Ruckler entstehen und das Rollen durch Listen und Panorama-Bildschirme butterweich ist. Power Apps wie Asphalt oder … sind sowohl für ein Gerät mit 1,0 oder 1,2 GHz Prozessor ein wenig zu viel.
Die 4GB interner Speicher werden – so man das mannigfaltige App-Angebot nutzt – potentiell eher schnell knapp, allerdings bekommt man dies in den Griff, wenn man Mediendateien auf eine Speicherkarte auslagert. 4 oder 8 GB sind da für kleines Geld zu bekommen und fallen kaum ins Gewicht.
Was mich absolut fasziniert hat ist die Akkuleistung. 2020mAh ist als Kapazität nicht gerade klein, aber mittlerweile das Gerät den dritten Tag in Folge mit einer Akkuladung zu betreiben, immer noch 38% Ladung zu haben und hochgerechnet eine Reserve von 22 Stunden, das ist eine Premiere. Sicherlich ausgelöst dadurch, dass der Prozessor entsprechend „langsam“ ist, das Display relativ klein und damit stromsparender als ein 4.5 Zoll-Display, aber trotzdem: Hatte beim Nokia Lumia 720 schon das Erreichen des zweiten Tages für Freude gesorgt, so setzt das Huawei Ascend W1 hier noch eins drauf. Und so wird auch ein Schuh daraus: Windows Phone war bisher eher so aufgestellt, dass High End-Boliden mit großen Displays und schnellen Prozessoren dem Technikbegeisterten Freude bereiten sollten. Ein wenig außen vor stand immer derjenige, der sein Smartphone als Arbeitsmittel unterwegs intensiv nutzen wollte und verzweifelt die Akkuwarnung am ersten Tag mit dem Kommentar „Aber mein Nokia 6210 hat doch eine Woche gehalten?!‘ begrüßte. Diese Laufzeiten lassen sich natürlich nicht erreichen, aber ein deutlicher Schritt über einen intensiven Arbeitstag hinaus.
Preis:
ca. EUR 180,- hier.
Fazit:
Keine Frage: eine mobile Plattform wie Windows Phone braucht die „Hero Devices“ wie das Nokia Lumia 920/925, um ins Gespräch zu kommen. Aber auf der anderen Seite braucht es auch genau solche Geräte wie das Huawei Ascend W1, die funktional sind, am unteren Ende der Preisspanne und trotzdem das Benutzungsgefühl von Windows Phone vermitteln. Aus diesem Grund hat das W1 nicht nur seine Berechtigung, sondern einen vernünftigen und sinnvollen Platz.
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